Sie ist die Mutter von Nashörnern, Nilpferden und Krokodilen. Ihr Name ist kaum bekannt. Ihr Spielzeug aber ist weltberühmt. In Japan, in Amerika, in Deutschland. Die sogenannten Rupfentiere gehen heute für 8.000 Euro über den Ladentisch. Renate Müller hätte sich das nie träumen lassen.
Die Spielzeug-Designerin wächst in der DDR auf, im thüringischen Sonneberg. Ihr Großvater ist, wie viele hier, Spielzeugmacher. Seine Werkstatt ist von klein auf ihr zu Hause. Mit 14 fährt sie mit ihm zur Leipziger Messe. Der Beginn einer Leidenschaft.
Schon während des Studiums in Sonneberg entwirft Renate Müller therapeutisches Spielzeug. Eine Sensation in der DDR. Nashorn, Nilpferd, Krokodil sind in den 70ern hier und im Westen (499 DM) bereits sehr begehrt. Doch der Erfolg hat auch eine Kehrseite: die Verstaatlichungswelle in der DDR. Renate Müller macht das Beste daraus. Sie startet in die Selbständigkeit, bildet aus, übernimmt die Leitung „Kind und Umwelt“ in der DDR. Von nun an designt sie Spielplätze, stattet Krankenhäuser und Kitas aus. Ein Leben zum Wohle der Kleinsten!
Nach der Wende kauft sie den alten Familienbetrieb zurück. Maschinen, Jute, Leder, Werkzeug. Ein mutiger Neustart, der mit Erfolg belohnt wird. 2012 stellt sie erstmals im New Yorker MoMA aus. Eine Spielzeugmacherin aus der thüringischen Provinz wird zur amerikanischen Stardesignerin. Ihre riesigen Tiere sind Kult.
Die inzwischen 71jährige kommt mit der Produktion kaum nach. Im Mai 2017 werden unter anderem von ihr designte Riesenteppiche auf der Biennale in Venedig zusehen sein, ein Müller-Kunst-Projekt von vielen.